Meine Erfahrungen mit einem Balkonkraftwerk
Durch einen glücklichen Zufall bin ich an das relativ neue Balkonkraftwerk Jackery 2000 gekommen. Und nein, es wurde mir nicht für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Dennoch werde ich natürlich auch auf die Technik eingehen.
Genau genommen handelt es sich um das Set Jackery Navi 2000 mit 800 Watt Solarpanels. Seit dem 16. Mai 2024 sind ja nun bis zu 800 Watt erlaubt, was für einige das ausschlaggebende Argument für ein Balkonkraftwerk sein könnte.
Grundwissen zu Balkonkraftwerken
Ehe es aber an das eigene Balkonkraftwerk geht, sind ein paar Grundlagen nötig. Dank einiger neuen Regelungen muss zwar nicht mehr viel beachtet werden, aber eine Meldepflicht besteht trotzdem.
Nicht jeder Stromzähler ist erlaubt
Auch wenn die Überschrift nicht mehr ganz stimmt, gibt es dazu noch eine besondere Regel. Anfänglich war es verboten, ein Balkonkraftwerk zu betreiben, wenn noch ein alter Zähler installiert war, der sich rückwärts gedreht hat, sobald mehr Strom produziert als verbraucht wurde.
Da jedoch nicht sofort alle Stromzähler getauscht werden können, gibt es seit einiger Zeit eine Übergangslösung, die es gestattet, auch bei einem alten Zähler ein Balkonkraftwerk in Betrieb zu nehmen.
Meldepflicht für Balkonkraftwerke
Klar wäre es für den Anwender von Vorteil, wenn das Balkonkraftwerk dauerhaft Strom generieren kann und was nicht verbraucht wird, den Stromzähler einfach rückwärts drehen lässt. So hätte man keinen Verlust.
Wird jedoch zu viel eingespeist funktioniert die große deutschlandweite Energieplanung nicht mehr und darum hält Vater Staat da den Finger drauf. Der muss die ganzen Balkonkraftwerke schließlich einkalkulieren und genau darum besteht eine Meldepflicht.
Um dieser nachzukommen, ist nicht viel nötig. Mit diesem Link geht es zum Marktstammregister der Bundesnetzagentur und ein Assistent führt einen durch die Registrierung. Damit ist alles erledigt.
Nicht ganz, denn die Bundesnetzagentur informiert darüber die Netzbetreiber und dann kommt der alte Stromzähler wieder ins Spiel. Der Netzbetreiber sieht in sein System und ist noch ein alter Zähler in Betrieb, wird wohl bald ein Zettel zum Zählerwechsel im Briefkasten liegen.
Ist ein Balkonkraftwerk mit Speicher sinnvoll?
Die Tatsache, dass man mit einem Balkonkraftwerk keinen Strom ins Netz einspeisen darf, beziehungsweise diesen nicht vergütet bekommt, macht vielen Nutzern einen Strich durch die Rechnung.
Die meiste Sonne gibt es bekannterweise am Tage. Genau dann, wenn die meisten auf Arbeit sind und Zuhause keinen Strom verbrauchen. Das gilt vor allem für Balkonkraftwerke im Winter, wenn die Sonnenzeit zusätzlich begrenzt ist.
Geht man nun davon aus, dass ein Balkonkraftwerk bis zu 800 Watt einspeist, fragt man sich „Was passiert damit?“ Das schenken wir dem Netzbetreiber, denn der neu eingebaute Stromzähler zählt ja nicht rückwärts.
Da bei uns noch ein alter Zähler verbaut ist und sich rückwärts gedreht hat, kann ich bestätigen, dass man in einem „stillen Haushalt“ bei weitem keine 800 Watt verbraucht und dabei arbeite ich sogar zu Hause am Rechner.
Da hat man nun ein Balkonkraftwerk und es rechnet sich nur am Wochenende oder nach Feierabend? Abhilfe schafft nur ein Speicher, der am Tage mit Energie gefüttert wird und diese bei Bedarf abgibt.
Aber auch diese Variante hat einen Haken. Mal davon abgesehen, dass eine Speicherung immer mit Verlust verbunden ist, sind Balkonkraftwerke mit Speicher ziemlich teuer.
Das Jackery Navi mit Solarmodule kostet aktuell 2400 €. Unter guten Bedingungen kann es im Jahr vielleicht 800 kWh generieren, was bei 38 Cent/kWh etwa 300 € Gewinn bzw. Einsparung bringt.
Das bedeutet, es dauert etwa 8 Jahre, bis sich das Balkonkraftwerk beginnt zu rentieren. Nur beginnen bereits nach 10 Jahren viele Akkus bereits zu schwächeln und die 8 Jahre gelten für Idealbedingungen, wenn der Speicherverlust nicht berücksichtigt wird.
Man sollte also gut abwägen, ob ein Speicher wirklich lohnt. Wer tagsüber viel Energie verbraucht und das eventuell mit der Wärmepumpe vom Pool verbindet, der kann getrost darauf verzichten.
Mein Erfahrung mit dem Jackery Navi 2000
Aber nun endlich zu meinen Erfahrungen mit einem Balkonkraftwerk. Das Jackery Navi 2000 bringt flexible Solarmodule mit, die dazu gedacht sind, an einem Balkon befestigt zu werden.
Ob das unbedingt so sinnvoll ist weiß ich nicht. Wer hat schon einen so großen Balkon, dass die vier Module befestigt werden können und davon abgesehen, sind sie senkrecht hängend nicht optimal zur Sonne ausgerichtet.
Aufbau und Technik
Da die Solarmodule noch nicht ihren endgültigen Platz beziehen können, habe ich mir aus Dachlatten ein Gestell mit Neigung gebaut und so ähnlich kommen sie später auch auf das Werkstattdach.
Die Verkabelung der Module ist zwar etwas wirr, da immer zwei Module mit einander verbunden und dann angeschlossen werden, aber die Bedienungsanleitung ist gut und hilfreich.
Bevor es aber an den Energiegewinn ging, wollte ich noch etwas ausprobieren. Ich habe ja bereits den Verlust der Speicherung erwähnt und der lässt sich messen. Zumindest was die direkte Speicherung betrifft.
Dazu habe ich den Speicher per Netzkabel auf 100 % geladen und dann einen Ölradiator mit einer Leistungsaufnahme von 1300 Watt angeschlossen. Nach rund einer Stunde war der Akku leer und das Messgerät zeigt eine Abgabe von etwa 1,2 kWh an.
Das sind nicht die versprochenen 2 kWh aber völlig normal, da Lüfter, Steuerung und vor allem der Wandler einiges verschlingen. Dazu bleibt eine Sicherheitsreserve, um den Akku zu schützen.
Anschließend wurde der Akku wieder auf 100 % geladen und auch dabei der Energiebedarf gemessen. Benötigt wurden jetzt etwa 1,6 kWh, was einen Verlust von rund 25 % entspricht. Damit muss man leider leben.
Eine App ermöglicht viele Einstellungen
Ich kenne bisher noch keine weiteren Balkonkraftwerke und daher auch keine anderen Apps dazu. Was ich in der App zum Jackery Balkonkraftwerk sehe, gefällt mir aber.
Es gibt vier Übersichtsseiten. Die erste zeigt eine komplette Übersicht der Leistungen und des Stromflusses, die zweite Statistiken, die dritte eine Übersicht der angeschlossenen Geräte und die vierte ermöglicht Grundeinstellungen zur App.
Aber ich will die App gar nicht groß vorstellen, es geht nur um die Möglichkeiten, die wahrscheinlich jedes Balkonkraftwerk mitbringt.
Also wozu braucht man die Funktionen der App nun genau? Als erstes lässt sich grundlegend einstellen, wie der Akku aufgeladen wird. Das geht nämlich fix mit bezahltem Strom oder über die Solarenergie.
Ist der Akku voll, wird die gesamte Energie der Solarpanels in das eigene Netz eingespeist. Entweder deckt das den aktuellen Verbrauch, ist zu viel und wird verschenkt oder es reicht nicht.
Reicht die gewonnene Energie nicht, um den eigenen Bedarf zu decken, und kommt das immer zu einer bestimmten Zeit vor, lässt sich Energie vom Akku zufüttern.
Das macht beispielsweise Sinn, wenn das mit den Zeiten der Poolwärmepumpe, des Warmwasserspeichers oder anderen Großverbrauchern kombiniert wird.
Durch die App hat man also voll im Griff, wie die Energie geleitet, genutzt oder gespeichert wird. Dazu zeigen Statistiken sämtliche Daten an.
Unterbrechungsfreie Stromversorgung
So ein Balkonkraftwerk kann aber noch mehr, was gerade bei mir und dem Balkon Sinn machen würde. Als Freiberufler bin ich selbstständig, arbeite zuhause die meiste Zeit am Rechner und mein Arbeitsplatz befindet sich direkt am Balkon.
Ich könnte jetzt den Stromeingang des Balkonkraftwerkes mit einer Steckdose im Haus verbinden und meinen Arbeitsplatz mit der Energieversorgung der Akkustation verbinden.
So lange es keine Probleme in der Energieversorgung gibt, fließt der Strom einfach durch, ich nutze normalen Hausstrom. Auf die eigentliche Funktion des Balkonkraftwerkes hat das keinen Einfluss.
Fällt der Strom aber aus, wird mein Arbeitsplatz sofort mit der Energie aus dem Balkonkraftwerk versorgt und ich merke davon nichts. Das wäre eine Nutzung als unterbrechungsfrei Stromversorgung.
Energiegewinn mit meinem Balkonkraftwerk
Jetzt wahrscheinlich der wichtigste Punkt: Was habe ich an Energie gewonnen? Ganz genau für ein Jahr kann ich das leider nicht sagen, da die Anlage erst im Juni in Betrieb genommen und Ende September wieder abgebaut wurde.
In diesen vier Monaten wurden knapp 400 kWh gewonnen. Geht man davon aus, dass das die vier Monate mit der meisten Sonne waren, könnte man aufs Jahr tatsächlich die angepeilten 800 kWh erreichen.
Daher fällt mein erster Eindruck positiv aus. Es gibt jedoch noch ein großes Aber. Aktuell haben wir einen alten Stromzähler, der rückwärts dreht, und das ist unser tatsächlicher Netto-Gewinn.
Wird die Anlage nächstes Jahr fest installiert, muss ich sie auch anmelden und wir bekommen einen Stromzähler mit Rücklaufsperre. Dann werde auch ich gewonnene Energie verschenken und es wird nicht ersichtlich sein, wie hoch der Gewinn tatsächlich ausfällt.
Bis dahin muss ich mir Gedanken machen, wie ich meinen eigenen Energiebedarf zeitlich takte. Im Sommer mit der Wärmepumpe des Pools, im Winter eventuell die Warmwasseraufbereitung der Wärmepumpe im Haus.
Aber egal wie, ich ziehe eine positive Bilanz und werde zukünftig auf jeden Fall bei der Nutzung eines Balkonkraftwerkes bleiben.