Kompressor aus Kühlschrankkompressoren
Kompressor aus Kühlschrankkompressoren: Wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, bin ich ein Nacht-Werkstatt-Mensch. Großer Nachteil – ich muss leise sein. Das komprimiert natürlich auch die Auswahl der möglichen Werkzeuge und Hilfsmittel erheblich. Ein normaler Kompressor wäre da absolut tabu. Es sei denn, er ist nur so laut wie ein Kühlschrank.
Genau das ist auch die Basis für einen Flüsterkompressor aus Kühlschrankkompressoren.
Funktion eines Kühlschrankkompressors
Der Aufbau ist im ersten Moment recht einfach:
Die Kühlschrankaggregate haben drei Anschlüsse:
- Öleinfüllung
- Luftansaugung
- Druckluftausgang
Der Druckluftausgang kommt an einen Kessel und der Kessel braucht natürlich einen Luftablass für den Druckluftschlauch und einen Druckluftschalter.
Bisher ganz einfach!
Die Aggregate haben allerdings ein Problem – sie laufen nur absolut drucklos an.
Kühlschrankkompressoren benötigen ein Druckentlastungsventil
Das bedeutet die Aggregate müssen mit einem Rückschlagventil vom Kessel getrennt werden und der Druck im Aggregat muss nach jedem Befüllen entweichen können. Sie brauchen also ein sogenanntes Druckentlastungsventil, welches man manuell betätigt, oder einen Druckschalter mit integriertem Druckentlastungsventil, der das automatisch macht. Zweiteres war natürlich meine Wahl. Allerdings ist die Suche danach nicht so einfach, da das Druckentlastungsventil nicht immer ausgeschrieben ist.
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Dazu kommt nun vorm Kessel das Rückschlagventil und die Zuleitung braucht einen weiteren Abgang (in meinem Fall der dünne weiße Schlauch), an dem über das Druckentlastungsventil der Druck abgebaut wird.
Diese geschieht recht einfach. Das Ventil dichtet unter Druck ab und schiebt einen kleinen Nippel raus. Drück man da drauf (wie Fahrradventil) kann der Druck entweichen.
Dieses Drücken übernimmt der Druckschalter in Umschaltung. Also entweder schaltet der Schalter die Aggregate ein oder er schaltet sie aus und drückt dabei auf den Nippel.
Im Prinzip wieder ganz einfach, wenn da nicht wieder ein ABER wäre.
Druckentlastungsventile brauchen erst einen gewissen Druck um überhaupt abzudichten. Den Druck schafft so ein Aggregat problemlos, nur nicht mit dem benötigtem Luftstrom. Das Aggregat schafft nur etwas mehr Luftschub, als in derselben Zeit aus dem Druckentlastungsventil entweicht. Irgendwann baut sich so genug Druck auf und das Entlastungsventil schließt endlich. Das war mir zu sehr „irgendwann“. Damit stand also fest, dass es mindestens zwei Aggregate werden müssen. Diesen brauchen zwar auch etwas, aber das ist schon brauchbar.
So stand der Aufbau fest!
Wie es nach/während solcher Tests aussieht, zeigt das letzte Bild :o)
Gehäuse Teil 1
Schnell ist das Chaos aufgeräumt und ich kann wieder arbeiten.
Grundaufbau sind zwei Seitenteile und drei Querbretter. Die stabilste Verbindung sind Nuten, in die die Querbretter eingesetzt werden. Also Abstände ausmessen ausmessen, anzeichnen und mit der Oberfräse fräsen.
Auf dem letzten Bild sieht man den geplanten Aufbau. Oben die Kompressoren und unten der Kessel mit einem Kondensablaufventil nach unten. Darum ist unter dem unterem Brett noch Platz um das Ventil zu öffnen.
So zumindest der Plan….
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Gehäuse Teil 2
Wer ein wenig aufgepasst hat, sieht auf dem ersten Bild meinen entscheidenden Fehler.
Der Kessel wird nicht angeschraubt, sondern nur durch die beiden Zapfen links und rechts vom Holz gehalten. Da das alles ziemlich auf Passmaß sitzen soll, müssen die Bohrungen ziemlich genau angezeichnet werden.
Und ganz wichtig, man darf den Kessel beim Anzeichnen nicht falsch herum anlegen 🙂
Leider habe ich diesen Fehler erst nach dem Bohren bemerkt. Jetzt müsste ich den Kessel also mit Kondensablauf nach oben einbauen. Das geht natürlich nicht. Also Kessel so einbauen und das ganze Regal umdrehen. Nun sitzt der Kessel zwar oben aber das Ablassventil zeigt wieder nach unten. Jetzt muss ich da zwar irgendwie noch einen Schlauch anpfriemeln, aber damit kann ich leben.
Mein Kompressor aus Kühlschrankkompressoren ist fertig!
Der Abschluss ging recht schnell, war ja gut vorbereitet. Nur die Infos zu den Strömlingen lasse ich mal weg. Zum einen sollte das beim Nachbau jemand übernehmen der das kann und zum anderen hatte ich zum WE leider keine bessere Alternative als Lüsterklemmen. Hier muss ich mir aber noch komplett etwas überlegen, da mir auch eine Abdeckung von einem Aggregat fehlt.
Ich hoffe, ich habe grundsätzliches verständlich erklärt und konnte den Neueinsteigern den Weg etwas ebnen.
Funktion der Druckentlastung
Um die Funktion der Druckentlastung mal etwas näher zu bringen, habe ich ein kurzes Video aufgenommen. An den Geräuschen hört man, was gerade geschieht.
Das erste Zischen ist die Druckluftpistole beim Druckablassen. Dann folgt beim Minimaldruck ein Klacken und der Druckschalter schaltet die Kompressoren ein. Die müssen nun erst kurz einen bestimmten Druck aufbauen um das Druckentlastungsventil zu schließen – zu hören an einem kurzen Zischen.
Jetzt brummen die Kompressoren bis etwas über 8bar. Dass es doch etwas lauter ist liegt nicht an den Kompressoren sondern am Rückschlagventil. Das überträgt sich offenbar auf den Kessel. Hier muss ich wohl mal einen flexiblen Übergang schaffen.
Nun weiter zum Gezische
Bei über 8bar hört man das Klacken des Druckschalters. Mit diesem Klacken werden die Kompressoren vom Strom getrennt und gleichzeitig das Druckentlastungsventil geöffnet. Zu hören natürlich an einem Zischen.
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Ein DIY-Kompressor aus Kühlschrankaggregaten..auf die Idee muss man erstmal kommmen! was für ein verdammt faszinierendes Projekt!
Danke, ich muss aber zugeben, dass die Idee nicht von mir ist.
Gruß Ricc
Hi,
dein Artikel war mir zusammen mit anderen Seiten im Netz eine Hilfe, mir auch einen Silentkompressor mit einem Kühlschrankkompressor zu bauen.
Danke dafür!
Hier noch ein Tipp für dich und andere:
1. Keinen Kühlschrankkompressor verwenden, sondern einen aus einer möglichst großen Kühltruhe. Die liefern nämlich mehr Luft.
Mein Kompressor schafft immerhin 20 Liter/Min.
2. Du hast einen Druckwächter mit Entlastungsventil verbaut. Das ist auch ok. Ich liebe die dezentrale Bauweise und habe daher einen 0/15-Druckschalter verbaut. Am Luftausgang des Kompressors habe ich über ein T-Stück ein kleines Magnetventil 1/4″ (NO=Stromlos offen) angeschlossen. Das Ventil ist standardmäßig offen und hält die Druckleitung bis zum Rückschlagventil drucklos. Sobald der Druckschalter bei sinkendem Druck den Kompressor einschaltet schließt das Magnetventil. Das hat den Vorteil gegenüber dem Druckwächter, dass kein Mindestdruck zum Schließen benötigt wird. Der Kompressor springt an und baut sofort Druck auf.
Hi Ulli,
Danke für die Hinweise. Punkt ein ist zwar nett, richtet sich aber auch nach den Möglichkeiten. Die zwei Kühlschrankkompressoren zu besorgen war schon nicht einfach. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, würde ich gerne auf Kompressoren mit mehr Leistung umsteigen.
Punkt zwei finde ich genial, denn der erste Druckaufbau ist schon ein Akt. Im laufenden Betrieb geht es eigentlich recht schnell, beim „ersten Einschalten“ kann es mitunter aber schon ziemlich lange dauern. Mit einem Kompressor reagierte das Druckentlastungsventil gar nicht. Deinen Vorschlag werde ich mir merken und sicher auch umsetzen.
Gruß Ricc
Ich hatte noch einen dritten Punkt realisiert. Etwas absolut geniales, was aber das Budget der meisten Hobbybastler auf’s äußerste strapazieren könnte.
Wenn du mir eine gültige Emailadresse schickst, sende ich dir mal Bilder … der Rohbau ist schon fertig …
Wow, mal ein echt kreatives Projekt, zumal Silent Kompressoren ja auch wirklich häufig keine Schnäppchen sind, wenn man auf Qualität wert legt. Interessant wäre noch zu wissen, wieviel l/min dein selbstgebauten Kompressor schafft und welche Werkzeuge man damit effektiv betreiben kann?
Gruß Robert
Hi Robert,
über die Literleistung kann ich nichts sagen. Jedenfalls reicht es nicht zum Betreiben eines Werkzeugs aus. Darum geht es mir auch nicht, da ich lieber mit Akku-Werkzeuge arbeite. Mir geht es darum hin und wieder die Druckluftpistole zu nutzen um Bohrlöcher auszublasen, den Rechner zu reinigen oder was auch immer. Der wichtigste Punkt ist halt, dass ich das auch nachts machen kann, ohne dass so eine Höllenmaschine von Kompressor anspringt.
Gruß Ricc
Hi Ricc,
ein wirklich klasse Projekt! Es gefällt mir so gut, dass ich ebenfalls nun in der Planung stecke.
Kannst du mir mit dem Rückschlagventil helfen, welches Model du hier genau verwendet hast?
Vielen Dank, Gruß Tom
Hallo,
tolle Anleitung die du da geschrieben hast.
Ich muss das Thema aber nochmal aufgreifen, auch wenn es schon etwas älter ist.
Wie verhält es sich denn bei dir mit Öl bei deinem Aufbau (ich hab gelesen, das normalerweise Öl im Kältemittel enthalten ist)?
– Musst du den Kompressor regelmäßig ölen? Woran mekst du das?
– Hast du einen Ölabscheider an deiner Druckleitung, damit die Druckluft nicht komplett ölhaltig ist?
Viele Grüße
Dominik
Hallo Dominik,
vielen Dank für das Lob.
Da in meiner Werkstatt inzwischen mehr lackiert wird, rattert hier wieder ein großer Kompressor und das nette leise Modell wird nicht mehr genutzt. Deine Fragen kann ich aber gerne beantworten:
– Die Kompressoren haben einen extra Einlass für Öl. Dort habe ich regelmäßig Kompressoröl nachgefüllt. Ein Anzeichen wann es nötig war ist mir nicht aufgefallen. Habe das rein nach Gefühl gemacht. Es gibt aber Anleitungen im Netz, nach denen sich einige ein Schauglas ins Gehäuse gebaut haben.
– Ja, da ich keine Druckluftwerkzeuge betreibe, nutze ich einen ÖL- und Wasserabscheider.
Gruß Ricc
Ich habe mir vor Jahren auch einen ähnlichen Kompressor gebaut. Statt eines käuflichen Druckschalters mit Entlastungsventil habe ich den Kühlschrankthermostaten dafür zweckentfremdet. Kapillarthermostate sind eigentlich auch nur Druckschalter an die der Messfühler über ein langes, dünnes Kupferrohr angeschlossen ist. Außer dem Drehknopf haben sie auch eine Einstellschraube für den Schaltbereich. Damit konnte ich in den gewünschten Druckbereich justieren. Die Druckentlastung habe ich ähnlich wie Ulli mit einem Magnetventil bewerkstelligt. Das Manometer kam von einer defekten Fußpumpe.
Da Kühlschrankkompressoren im Ölbad laufen, tritt auch immer feiner Ölnebel mit aus. Im geschlossenen Kreislauf des Kühlschranks kommt das Öl wieder zum Eingang des Kompressors zurück. Beim Reifenfüllen, Lackieren (Paint-Brush) oder Reinigen mit Druckluft kann es aber problematisch sein. Gummi quillt auf, Lacke und Klebstoff halten nicht.
Noch ein paar Hinweise für Nachbauer:
– nicht jeder Druckschalter hat auch ein unabhängiges Überdruckventil verbaut. Häufig muss es separat eingebaut werden.
– nur geeignete Behälter als Druckbehälter nutzen. Es macht einen Riesenunterschied ob ein wassergefüllter Behälter platzt oder ein Gasbehälter! Ein Heizungs-Membranausdehnungsgefäß würde ich z.B. nicht nehmen.
– nur Kühlgeräte mit umweltfreundlichem Kältemittel selbst schlachten.
– das entweichende Kältemittel kann brennbar sein (Z.B. R-290=Propan)
Ich habe mir später über ein großen Internet-Auktionhaus recht preisgünstig einen gebrauchten schallgedämmten, ölfreien Kompressor aus einer Fußpflegepraxis gekauft. Auch in Zahnarztpraxen gibt es solche Kompressoren wenn sie innerhalb der Praxisräume aufgestellt werden müssen weil kein separater Raum zur Verfügung steht. Das Gehäuse ist mit Schalldämmmatten ausgekleidet und wird über einen separaten Lüfter gekühlt. Der Kompressor ist entkoppelt befestigt.
Hallo! Ich habe Deinen Beitrag auch gelesen, ich wollte mir schon einige Male früher mit so einem Kühlschrankverdichter einen kleinen Kompressor bauen. Ich habe aber jedes mal festgestellt, dass der Kolben sich festfrisst, weil das entwichene Kühlmittel (Frigen und so) auch als Schmiermittel fungiert. Ich finde Deinen Beitrag sehr spannend! Früher, so in den 70ern oder in den 80ern noch, da wurde alles an Elektrogeräten auf den Sperrmüll gestellt, wo man so einen Kompressor ausbauen konnte. Heute ist das kaum mehr möglich. Wo kriegt man so einen Kompressor her? eBay?
Hallo Matthias,
der untere Bereich des Behälters muss mit Kompressoröl gefüllt werden, dann frisst sich auch nichts fest.
Ebay ist natürlich eine Variante, um an einen Kompressor zu kommen. Allerdings sind sie dort sehr teuer. Besser ist es, man kommt privat ran. Vielleicht entsorgt zufällig jemand einen Kühlschrank.
Gruß Ricc
Hallo Ricc kannst du mir einmal helfen wie sich die beiden Kompressoren am Strom miteinander verbinden lassen und was ich da besorgen muss? Ich habe woanders auch mitbekommen das die Luft des zweiten Kompressors ab dem Rückschlagventil des ersten eingesetzt werden soll ist doch richtig oder?
Hi Kayhan,
es tut mir leid, aber zum elektrischen Anschluss gebe ich niemals Tipps. Entweder kennt man sich damit aus oder lässt lieber die Finger davon.
Bei den Kompressoren helfe ich aber gern. Die werden parallel angeschlossen. Das sieht man auf diesem Bild ganz gut.
Der Schlauch, der dazwischen nach oben führt, geht zum Druckentlastungsventil. Der Abgang könnte auch hinter dem zweiten Kompressor liegen, das macht keinen Unterschied, da es eine Leitung ist.
Das Rückschlagventil sitzt direkt oben am Druckschalter, bzw. sollte darin verbaut werden. Das kann also nicht zwischen die Kompressoren gesetzt werden.
Gruß Ricc
Ich muss nur wissen wie du das an der lüster klemme alles miteinander verbunden hast alles andere weiß ich schon. Du sagst also die Kompressoren parallel dann Druckschalter wie vorher mit Stecker. Dann geht der zweite Kompressor mit dem ersten an und aus da der eine ja mit dem Druckschalter verbunden ist? Und was ist das Blaue am zweiten Kompressor der Anlassrelaise? Ich betreibe schon einen Eigenbau mit 5 Liter Tank seit 2 Jahren jetzt brauche ich aber mehr Power. Mfg Kayhan