Gewindebohrer – Ihre Formen und Anwendung

Von Riccardo Düring

Gewindebohrer ermöglichen es, ohne große maschinelle Hilfe fast jedes Gewinde zu schneiden. Das ist keine große Kunst und kann jeder in seiner heimischen Werkstatt. Dennoch scheuen sich einige davor, weil ihnen das Fachwissen dazu fehlt. In drei großen Beiträgen werde ich erklären, was beim Schneiden von Gewinde zu beachten ist.

Beiträge zum Gewindebohren

  1. Gewindebohrer – Ihre Formen und Anwendung
  2. Kernloch – Der richtige Kernlochdurchmesser zum Gewinde
  3. Gewinde schneiden – damit der Gewindebohrer nicht bricht

Zum Schneiden von Innengewinden gibt es verschiedene Gewindebohrer und vor allem viele Begriffe, die teilweise dasselbe Werkzeug meinen. Hier eine kleine Übersicht:

Gewindebohrer, Mutternbohrer, Schraubbohrer, GewindeschneidbohrerAllgemeine Bezeichnung für ein Werkzeug zur Herstellung eine Innengewindes.
GewindebohrersatzDas Innengewinde wird mit unterschiedlich ausgeprägten Gewindebohrern in drei Schnitten geschnitten.
HandgewindebohrerDamit ist zumeist ein Gewindebohrersatz gemeint.
MaschinengewindebohrerEin einzelnes Werkzeug schneidet das Gewinde vor und fertig. Kann auch „von Hand“ genutzt werden.
DurchgangsgewindebohrerGewindebohrer für Gewindelöcher, die durch die gesamte Materialdicke gehen.
SacklochgewindebohrerGewindebohrer für Gewindelöcher, die in der Tiefe begrenzt (Sackloch) sind.
Windeisen, WendeisenEine verstellbare Halterung mit Werkzeuge mit Vierkant eingespannt und gedreht werden können.

Der Gewindebohrersatz oder der Handgewindebohrer

Früher (als ich noch jung war) wurden Gewinde hauptsächlich von Hand geschnitten. Alles begann also mit den Handgewindebohrern. Da beim Schneiden von Gewinden jedoch teilweise schon kräftige Späne genommen werden müssen und das Gewinde dennoch maßhaltig und sauber geschnitten werden muss, wurden Gewindebohrer in drei Stufen unterteilt:

  1. Vorschneider (Kennzeichnung ein Ring am Schaft)
  2. Nachschneider (Kennzeichnung zwei Ringe am Schaft)
  3. Fertigschneider (Kennzeichnung kein Ring am Schaft)

Die Aufteilung in drei Schritten bietet ganz klar ihre Vorteile.

  • Die Aufteilung in drei „Späne“ verringert den Kraftaufwand und minimiert das Risiko den Gewindebohrer abzubrechen. Gerade sehr große Gewinde können so einfacher geschnitten werden.
  • Der Vorschneider ist nur minimal größer als das Kernloch und lässt sich dadurch leichter gerade ansetzen.
  • Geringere Spantiefen beim Gewindeschneiden bilden weniger Grat und die Flanken des Gewindes werden sauber geschnitten.
  • Durch kleinere Spantiefen benötigen Handgewindebohrer nur einen kurzen Anschnitt, wodurch Sacklochgewinde fast bis auf den Grund geschnitten werden können.

Drei benötigte Werkzeuge für eine Aufgabe bringen aber auch ihre Nachteile mit.

  • Mehr Werkzeuge benötigen mehr Platz und ein entsprechendes Ordnungssystem.
  • Der Zeitaufwand ist 3x so hoch, wie bei einem Maschinengewindebohrer.
  • Nach- und Fertigschneider können falsch angesetzt das vorgeschnittene Gewinde wieder zerstören.
  • Ein Gewindebohrersatz kann nicht bei der maschinellen Fertigung genutzt werden.

Maschinengewindebohrer für Durchgangs- und Sacklochgewinde

Wie der Name bereits sagt, sind Maschinengewindebohrer zum Einsatz in Maschinen gedacht. Einer Maschine ist es nämlich kaum möglich, mit den drei Gewindebohrern eines Gewindebohrersatzes immer wieder exakt den Gewindegang des vorherigen Werkzeuges zu treffen. Für die maschinelle Fertigung eines Gewindes wird also ein Gewindebohrer benötigt, der das Gewinde in einem Arbeitsgang beziehungsweise mit einem Werkzeug komplett schneidet.

Mit einem Maschinengewindebohrer schneller zum Ergebnis.

  • Wird das Gewinde mit nur einem statt mit drei Werkzeugen geschnitten, erhöht das die Arbeitsgeschwindigkeit.
  • Mit Maschinengewindebohrer lassen sich Gewinde auch maschinell fertigen.
  • Der Werkzeugbedarf ist überschaubarer und lässt sich daher einfacher lagern.

Maschinengewindebohrer müssen mehr leisten

  • Wir das Gewinde mit einem Span statt in drei Zügen geschnitten, fällt eine viel höhere Belastung an, was auch das Risiko des Werkzeugbruchs erhöht.
  • Eine höhere Spantiefe erzeugt festere Späne, die gut abgeführt werden müssen, damit sie das Gewindeloch nicht verstopfen.

Gewindebohrer für Sacklöcher und Durchgangslöcher

Da mit dem Maschinengewindebohrer nur ein Span genommen wird, ist dieser sehr stabil und kann das Gewindeloch verstopfen, was zum Bruch des Gewindebohrers führen kann. Daher ist es notwendig, die entstehenden Späne in die richtige Richtung abzuleiten.

Optimal ist eine Späneführung in Arbeitsrichtung, also nach vorne in die Richtung, in die der Gewindebohrer arbeitet. Bei einem Sackloch würde das jedoch dazu führen, dass sich die Späne im Loch sammeln und zum Klemmen des Gewindebohrers führen.

Gewindebohrer für Durchgangslöcher

Durchgangsgewindebohrer besitzen einen geraden Freischliff und einen in Schneidrichtung geneigten Anschliff. Dieser sorgt dafür, dass sich die Späne rollen und in Schneidrichtung abgeführt werden. Die anfallenden Späne fallen also unten aus dem Durchgangsloch und können die weitere Arbeit des Gewindebohrers nicht behindern.

Gewindebohrer für Sacklöcher

Sacklochgewindebohrer sind mit einem spiralförmigen Freischliff ausgestattet, die die Späne (wie bei einem Bohrer) in Richtung Schaft abführt.

Der geschwungene Freischliff sorgt ebenfalls dafür, dass der schneidende Anschliff nach hinten geneigt ist und die Späne in diese Richtung abfließen.

Sacklochgewindebohrer können für Durchgangs- und Sackgewindelöcher genutzt werden. Durchgangsgewindebohrer jedoch nur für Durchgangslöcher und nicht für Sacklöcher.


Beiträge zum Gewindebohren

  1. Gewindebohrer – Ihre Formen und Anwendung
  2. Kernloch – Der richtige Kernlochdurchmesser zum Gewinde
  3. Gewinde schneiden – damit der Gewindebohrer nicht bricht