Stichsäge Grundwissen: Was du über die Stichsäge wissen solltest

Von Riccardo Düring

Stichsäge Wissen: In meiner Werkstatt gibt es Bügelsägen, Handkreissägen mit Akku und Kabel, eine Tischkreissäge, Säbelsäge, Kapp- und Gehrungssäge … Die wichtigste und vor allem auch erste Säge in der Werkstatt, ist aber die Stichsäge. Auch wenn sie nicht alles perfekt kann, ist sie doch ein wahres Multitalent.

Bauformen der Stichsäge

Prinzipiell wird zwischen zwei Bauformen unterschieden – Dem Bügelgriff und dem Knaufgriff. Hierbei unterscheiden sich nur die äußeren Formen, die Grundfunktionen sind identisch oder zumindest ähnlich

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Die klassische Stichsäge mit Bügelgriff

Den meisten bekannt ist die Stichsäge mit Bügelgriff. Das liegt daran, dass das die Urform ist und sich im Heimwerkerbereich festgesetzt hat. Die Säge wird am Bügel gehalten, lässt sich gut halten und man sieht gut, wo das Sägeblatt ansetzt.

Ein großer Vorteil ist, dass durch den Bügel mit integrierten Bedieneinheiten, die Säge gehalten und gleichzeitig eingeschaltet oder die Drehzahl geregelt werden kann. Ein Nachteil ist der eingeschränkte Blick auf den laufenden Schnitt, da die Stichsäge* hierbei selbst im Weg ist.

Auch ist der Griff sehr weit von der eigentliche Schnittkante entfernt, was die exakte Führung etwas erschwert.

Der Knaufgriff aus dem Profi-Bereich

Hauptsächlich im Profi-Bereich hat sich der Knaufgriff durchgesetzt, was vermutlich am Angebot liegt. Wer viel mit der Stichsäge arbeitet, tendiert häufig zum Knaufgriff. Geht man als Heimwerker aber in den Baumarkt, liegen da zu 90% nur Sägen mit Bügelgriff und wer nichts anderes probiert, wird damit auch zufrieden sein.

Der Knaufgriff bietet jedoch besondere Vorteile und vor allem eine bessere Führung. Durch die niedrigere Bauform und der tieferen Griffposition, befindet sich die Hand beim Halten viel näher am Material und die Säge kippelt nicht so schnell. Hinzu kommt, dass viele beim Sägen von Konturen die Säge lieber unter das Werkstück halten, um den Sägeverlauf genau zu sehen. Damit wird der Sägeschnitt von oben auch sauberer. Das funktioniert mit einem Knaufgriff viel besser als mit einem Bügelgriff.

Aber natürlich hat der Knaufgriff auch seine Nachteile. So kann die Stichsäge nicht so einfach am Griff getragen werden und besitzt keinen Gasgebeschalter. Sie muss immer an einem Schalter eingeschaltet und die Hubzahl mit einem Drehschalter eingestellt werden. Stichsägen mit Bügelgriff sind da flexibler.

Was macht der Pendelhub?

Bei der Stichsäge bewegt sich das Sägeblatt hoch und runter, was als Hub bezeichnet wird. Mit der Bewegung nach oben greifen die Zähne des Sägeblattes in das Material und tragen es ab. Die Bewegung nach unten ist mehr oder weniger nur ein Leerlauf, um das Sägeblatt wieder in die ursprüngliche Position zu bringen.

Wird das Sägeblatt gerade nach unten bewegt, schleift es dabei rückwärts mit den Zähnen am Material vorbei, trägt dieses aber nicht ab – ein unnötiger Verschleiß, der sich hauptsächlich bei härteren Materialien bemerkbar macht.

Der Pendelhub wirkt dem Verschleiß entgegen, indem das Sägeblatt bei der Abwärtsbewegung nach hinten „wegpendelt“. Dadurch schleifen einerseits die Zähne nicht am Material und wird andererseits Platz geschaffen, damit die Späne herausfallen können.

Der Pendelhub hat aber noch einen weiteren Vorteil. Hebt das Sägeblatt bei der Rückwärtsbewegung ab, kann die Säge leichter nach vorn geschoben werden und die Zähne greifen beim nächsten Schnitt weiter in das Material. Das erhöht den Arbeitsvorschub, sorgt aber auch dafür, dass die Schnittkante nicht ganz so sauber wird.

Um zwischen Schnittleistung und sauberer Schnittkante variieren zu können, besitzen viele Stichsägen einen mehrfach verstellbaren Pendelhub. Konturen und enge Radien sollten immer ohne Pendelbewegung gesägt werden.

Die richtige Schnittgeschwindigkeit für jedes Material

Jede Stichsäge sollte über eine Drehzahlregulierung verfügen. Mit ihr lässt sich einstellen, wie schnell die Auf- und Abwärtsbewegung ausgeführt wird.

Grundlegend ist es in der Zerspanung so, dass mit der Härte des zu bearbeitenden Materials die Schnittgeschwindigkeit abnehmen soll. Bei Holz, Nichteisenmetallen und Metallen trifft auch ganz gut zu. Eine Ausnahme bilden allerdings Kunststoffe, eine mitunter recht weich sind, aber dennoch nicht mit zu höher Schnittgeschwindigkeit bearbeitet werden sollten.

Die schnelle Bewegung des Sägeblattes sorgt für Reibungswärme, die den Kunststoff schmelzen lässt. Dieser verklebt und kann das Sägeblatt sogar zum Blockieren bringen. Hier also lieber langsam heran tasten.

Generell sollte man mit einer langsameren Schnittgeschwindigkeit beginnen. Schneidet die Säge gut, kann etwas erhöht werden. Entstehen am Holz schwarze, verbrannte Ränder, verfärbt sich das Sägeblatt bei Metall oder schmort der Kunststoff, ist die Schnittgeschwindigkeit zu hoch.

Mit der Stichsäge eintauchen

Die Stichsäge ist im Grunde nicht dafür ausgelegt, in volles Material einzutauchen. Verfügt sie aber über einen Pendelhub und wird das richtige Sägeblatt verwendet, so ist es durchaus möglich und wird nicht selten praktiziert.

Der Pendelhub ist hierbei Voraussetzung, damit das Sägeblatt bei der Rückwärtsbewegung abhebt und bei der Abwärtsbewegung nicht so sehr auf das Holz aufschlägt.

Das passende Sägeblatt dazu ist so geformt, dass der unterste Zahn sehr tief liegt. Wird die Säge nun schräg nach vorn gekippt und das Sägeblatt langsam und möglichst flach auf das Holz aufgesetzt, gräbt sich der unterste Zahn Stück für Stück in die Oberfläche ein und arbeitet sich durch das Material.

Die Technik ist nicht ganz einfach und schafft auch keinen exakten sauberen Anschnitt, aber fehlt die Möglichkeit ein Loch zu bohren, ist das Eintauchen mit der Stichsäge durchaus eine Option.

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Winkel- und Gehrungsschnitte mit der Stichsäge

Bei vielen Stichsägen kann die Grundblatte gelockert und in verschiedenen Positionen anschließend wieder befestigt werden. Das ermöglicht es, auch schräge Schnittkanten herzustellen. Die Qualität solcher Winkel- oder Gehrungsschnitte ist meist jedoch mittelmäßig, da sich das Sägeblatt wegdrücken und der Winkelschnitt dann nicht exakt ausgeführt werden kann. Für einfache Fasen ist die Winkelverstellung in Ordnung, für Gehrungsschnitte sollte man auf eine Säge mit einem stabilen Kreissägeblatt zurückgreifen.

Kaufberatung Stichsäge

Stichsägen sind relativ günstig und decken viele Sägearbeiten ab. Beim Kauf sollte man jedoch einiges beachten, damit man sich hinterher nicht ärgert.

Günstig oder Profi-Gerät kaufen?

Prinzipiell habe ich absolut nichts gegen Werkzeuge vom Discounter. Benötigt man sie selten oder möchte man das Werkzeug erst kennenlernen, würde ich sogar dazu raten, zu bekannten Discounter-Marken, wie Parkside zu greifen.

Bei der Stichsäge sehe ich das jedoch etwas anders. Wirklich gut lässt sich mit einer Stichsäge nur dann arbeiten, wenn das Sägeblatt gerade eingespannt und gut geführt wird. Und wenn der gesamte Hubmechanismus möglichst spielfrei läuft. Daher rate ich bei einer Stichsäge dazu, lieber etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und auf Qualität beim Werkzeug zu achten. Selbst dann sind Stichsägen aber nicht übertrieben teuer.

Akku- oder Kabel?

Kabelwerkzeuge sind in der Anschaffung günstiger und nicht auf einen vollen Akku angewiesen. Bei der Stichsäge würde ich jedoch immer die Akku-Variante favorisieren. Eine Stichsäge ist dazu da, schnell mal einen einfachen Schnitt zu machen, Konturen zu sägen, runde Ausschnitte herzustellen ….

Bei allen diesen Arbeiten ist es von Vorteil, wenn man nicht erst ein Kabel anschließen muss und sich mit seinem Werkzeug frei bewegen kann. Leistungstechnisch ist die Stichsäge nicht so hungrig und selbst kleine Akkus mit 1,5 Ah leisten bereits gute Dienste.

Welche Funktionen sollte die Stichsäge haben?

Wie bereits beschrieben, sollten Pendelhub und Drehzahlregulierung zur Grundausstattung gehören. So wie eine Staubabsaugung und ein werkzeugloser Sägeblattwechsel. Nette Gimmicks sind ein ansteckbarer Ausreißschutz, ein Sägeblatt-Depot an der Säge oder der CutControl von Bosch, der die Schnittlinie bereits vor der Säge anzeigt und somit gerade Schnitte vereinfacht.

Wird nicht mit einer Absaugung gearbeitet, kann gerade bei Konturenschnitte, eine Blasfunktion sinnvoll sein. Diese leitet die Luft der Motorkühlung nach vorn zum Sägeblatt und bläst die Späne weg. Das ermöglicht einen guten Blick auf den Anriss.

Welche Leistung braucht meine Stichsäge?

Bei der Leistung kann man sich gut nach den Vorgaben der Hersteller richten. Sie geben in den meisten Fällen die maximale Schnitttiefe in Holz und Metall an. Man darf sich natürlich nicht darauf verlassen, dass bei einer Angabe der maximalen Schnitttiefe in Holz von 90 mm auch jedes Brett dieser Stärke gesägt werden kann.

Die Angaben beziehen sich auf das Maximum unter optimalen Bedingungen. Vielmehr sind die Angaben ein guter Anhaltspunkt, um verschiedene Modelle miteinander zu vergleichen. 80 – 90 mm in Holz und 5 mm in Stahl sind hierbei schon ein guter Mittelwert und sollten für die typischen Anwendungen in der heimischen Werkstatt ausreichend sein. Auch wenn ich niemals eine 5 mm Stahlplatte mit der Stichsäge sägen würde.

Fazit zur Stichsäge

Die Stichsäge ist keine besondere oder spezielle Säge. Sie schneidet Konturen, Radien und wenn es sein muss auch mal lange Geraden oder Winkelschnitte. Gerade wenn es um parallele Schnitte und winkelige Schnittflächen geht, ist die Stichsäge aber eher als Aushilfe zu sehen. Hierfür sind andere Sägen besser geeignet.

Da die Stichsäge je nach Sägeblatt verschiedene Materialien schneidet und auch für viele unterschiedliche Sägearbeiten eingesetzt werden kann, sollte sie zur Grundausstattung gehören und die erste Säge für die Werkstatt sein.

Preislich ist eine Stichsäge gut tragbar und von sehr günstig bis unbezahlbar ist alles zu haben. Für die heimische Werkstatt muss es selten ein Profi-Gerät sein, man sollte jedoch auch nicht zu günstig kaufen. Gerade die Stichsäge profitiert von einer qualitativ hochwertigen Verarbeitung.

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